Das Magnolienbäumchen
Das kennt, scheint's, nicht Vergängnis und weiß nichts von Zeit. Geschlossen zwischen blanken Blättern ein grünes Ei. Daneben ein aufgerichteter Blütenstempel. Vom Scheinwerfer eines Wagens in der Frühlingsnacht gestreift - da, die makellos leuchtende Weiße, die schimmernde Liebe einer heimlichen Vertrauten. Schwanenwölbung, strahlende Erscheinung. Der Duft des blendenden Schnees. Im Wagen aber sitzt die ferne Geliebte und wirft einen Blick auf den blütenrunden Tachometer mit seinem weichen Grün. Ersatzweises Leben. Dann wieder Dunkel. Die dunkle Wildnis von Träumen in den Ästchen des Seelenbaumes - darin zu hausen. Denn in der Morgenröte beginnt die Vermehrung der Unruhe der Welt.
(S. 8)
© 2003, Droschl, Graz, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.