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Werner Thuswaldner: Pittersberg.

Roman.
München: Albrecht Knaus, 2000.
191 S., geb.; öS 248.-.
ISBN 3-8135-0153-1.

Link zur Leseprobe

Der Roman "Pittersberg" zeigt auf raffiniert-ironische Weise, wie die Idole im Familienverband und im Staatswesen außer Tritt geraten können.
Der Ich-Erzähler erhält von einem renommierten Hamburger Magazin den Auftrag, über den sagenumwobenen Pittersberg in Kärnten einen erhellenden Artikel zu verfassen. Während man sich in Hamburg allerdings eine semi-teutonische Provinzgeschichte erwartet, wartet der Erzähler und Historiker vor allem mit einer Lehm-schweren Familiengeschichte auf.

Mit dem Auftrag aus Hamburg setzt beim Historiker schlagartig die Erinnerung an eine muffige Kindheit in Kärnten ein. Der Vater hatte als ehemaliger k.u.k. Offizier alle politischen Richtungen eines Rechtsaußen im Sinn, bloß nicht die Loyalität zur neuen Republik. Der ältere Bruder Sebastian galt als der Statthalter des Vaters und übernahm die Familie im Handstreich, als der Vater starb. Über allem aber thronte der Mythos vom Pittersberg, den der Vater erfunden hatte, indem er aus dem Bauch heraus zwei ausgegrabene Hufeisen einer heldenhaften Abwehrschlacht gegen die Türken zuordnete. Inzwischen sind die ehemaligen Familienmitglieder über ganz Europa versprengt, und der Historiker sucht seinen verhaßten Bruder in der Schweiz auf, um seine Emanzipation zu zeigen und Neues vom alten Mythos zu erkundschaften. Mit dem Hufeisen-Fund, einem gefälschten Geschichtsbuch über reinigende Riten und regelmäßige Ehrungen von SS-Leuten ist rund um den Pittersberg ein spezieller Tourismus entstanden. Ja sogar japanische Hochzeitspaare erneuern ihre Eheschwüre am Paradeort der Treue.
Der falsche Mythos endet mit einem Spatenstich der Gerechtigkeit. Ein Bagger fährt in die Pipeline Triest-Ingolstadt und das austretende Öl verwandelt die gesamte Geschichtsfälschung in Sondermüll.

Werner Thuswaldner geht die germanistisch schwer beladenen Themen wie Vatersuche, Heimatkunde, Kärntner Abwehrkampf und Geschichtsbeugung mit zwei Erzählstrategien an. Zum einen verwendet er die befreiende Ironie, die festgestampfte Standpunkte auflockert und unerwartete Problem-Zugänge erschließt, zum anderen läßt er als Historiker das ungenierte Herzklopfen zu, das während des Erzählens sagenhafter Vorgänge sympathisch durchpocht. An jener Stelle etwa, wo der Vater mit dem Daumensprung aus zwei alten Eisen ein historisch-glühendes Mahnmal eines imaginären Abwehrkampfes schmiedet, merkt man mitfühlend, wie sich das historische Ethos des Autors aufbäumt. Werner Thuswaldner erzählt eine spannende Familien- und Staatsgeschichte mit hoher Glaubwürdigkeit, und mit wenigen Schachzügen spielt er verbunkerte Figuren und Ideologien frei für eine neue Diskussion.

Als Leser hat man nach der Lektüre den durchaus angenehmen Eindruck, ein Stück schwere Geschichtsaufarbeitung mit großer Fröhlichkeit hingekriegt zu haben. Das ist natürlich ein heimliches Verdienst des Autors.

Helmuth Schönauer
10. März 2000

 

 

 

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