Textprobe, Seite 10:
So ist es gut, die derben Gewänder
außen und darunter die zarten.
Entblättere mich, ja, so ist es schön;
doch sehe ich dich weinen, mein Lieber,
als ahntest du schon, dass ich darunter
nicht bin.
[Die Zwiebel]
Textprobe, Seite 16:
Mein Schnabel ist noch feucht
vom Kindermund. Ein Lied
zeigte deinem Sohn, wie leicht
sein Atem die Welt verändert.
Du standest dabei, drücktest
die kleinen Finger, zu dritt
suchten wir Ton für Ton.
Dann hat er mich fortgelegt
für eine andres Spiel und dir
bleibt ein Gedanke als Fermate.
[Die Blockflöte]
Textprobe, Seite 65:
Ich bin die Watte in Gottes Ohr,
der Schleier vor dem siebten Himmel.
Den ganzen Tag verändere ich mich,
staple mich hoch und zerfalle bald
wie jede aufgebauschte Geschichte.
Abends werde ich dichter, Dichter,
und tippe den Regen auf dein Dach.
[Die Wolke]
Textprobe, Seite 67:
Als Wissen liege ich in der Luft,
lange bevor sie dein Wort beatmet.
Du denkst die Farben und meinst
mit geschlossenen Augen doch mich,
ehe du das Meer nennst, die Frau,
die Früchte und den frischen Lachs.
Wie ungemalte Bilder des Glücks
kannst du mich kaum beschreiben
und nie vergessen.
[Der Duft]
Textprobe, Seite 73:
Was ich fasse in meinem Gehege,
ist der Kommentar zum Kommentar,
die Inwendigkeit des Impliziten,
quasi der Hunger im leeren Magen.
Man könnte auch sagen, ich bin
der Kiel, der dein Schiffchen
im Katarakt nicht kentern lässt:
damit du nicht bauchoben
im eigenen Redefluss treibst.
[Die Parenthese]
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