Leseprobe:
Schon als Kind hatte Zoltan sich dafür interessiert. Seine Mutter, den Vater gab es nicht, hatte sich darüber gewundert und auch Sorgen gemacht. Zoltan hatte nicht mit Autos gespielt, Zoltan hatte geputzt. Und zwar am liebsten Fenster und auch Spiegel und die verglaste Wohnungstür. Am Anfang war es für Zoltan wie für alle Kinder ein Spiel gewesen. Sobald er reden konnte, fragte er seine Mutter, wie das Putzen von Glas am besten funkionierte, und sie hatte es ihm erklärt. Fensterputzmittel, kurz einwirken lassen, mit einem Lappen abwischen, so, dass die Scheibe noch feucht bleibt, und abschließend mit Küchenrolle das Feinputzen. Bei Bedarf wiederholen. Aus verschiedenen Winkeln kontrollieren, ob noch Schmutz übriggeblieben ist. Mit acht Jahren hatte Zoltan dann mit echtem Fensterputzmittel putzen dürfen. Später hatte Zoltan das Fensterputzen zu seinem Beruf gemacht. Zuerst hatte er drei Jahre für eine Reinigungsfirma gearbeitet, dann hatte er sich selbständig gemacht. Das Geschäft lief gut und als er genug Geld gespart hatte, um ohne zu arbeiten bis an sein Lebensende auszukommen, verkaufte er seine Firma und machte seine Arbeit wieder zu seinem Hobby. Seitdem sah man ihn täglich auf seinem Grundstück und konnte beobachten, wie er die in der Wiese aufgestellten Glasscheiben und Spiegel reinigte. Zoltan war immer stolz darauf gewesen, ein Chromosom mehr als andere zu haben.
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© 2019 Klever Verlag, Wien