
Stein der Erinnerung, Seidengasse 13

Edra Farbbanddose, © typewriters.ch 2021, Norbert Schwarz
Vor dem Eingang des Literaturhaus Wien in der Seidengasse 13 erinnert ein neuer Gedenkstein an Edgar, Gisela, Hedwig und Friederike Ratzersdorfer, die nach 1938 aus einer Wohnung in diesem Gebäude im 7. Wiener Gemeindebezirk vertrieben wurden.
Die jüdische Familie wurde zwangsweise in eine Sammelwohnung in den 2. Bezirk umgesiedelt und von dort 1941 nach Lodz und dann weiter nach Chelmno deportiert. Edgar Ratzersdorfer, seine Frau Gisela, genannt Ella, geb. Bernstein, die 1914 geborene Tochter Hedwig sowie die 1922 geborene Tochter Friederike wurden im Mai 1942 im Vernichtungslager Chelmno ermordet. Die jüngste Tochter, Lotte Liane, deren Ausreise nach England geglückt war, war schon im Dezember 1940 an Tuberkulose verstorben.
Edgar Ratzersdorfer war der Gründer und Inhaber der Firma "Edra-Werk" (Edra steht für Edgar Ratzersdorfer), die Farbbänder für Schreibmaschinen und Karbonpapiere herstellte und deren Geschäftsadresse bis ins Jahr 1938 in der Schottenfeldgasse 59 war. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich vom 12. März 1938 wurde das Edra-Werk arisiert.*
Der Gedenkstein wurde am 22. September vom Verein "Steine der Erinnerung an die Opfer des NS Regimes in der Josefstadt" im Beisein der Angehörigen enthüllt.
* Eine detaillierte Firmengeschichte des Edra-Werks findet sich auf der Webseite https://www.typewriters.ch unter dem Titel "Die Dose mit dem Chamäleon".