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Leseprobe: Birgit Unterholzner - "Flora Beriot."

"Wer hat Ihren Vater aus dem Wasser geholt?", wirft der Schriftsteller ein. Das Timbre seiner Stimme verrät Zweifel. Zweifel, die er nicht in Worte fasst.
Ein paar Lidschläge lang tauche ich unter.
Auf manche Fragen gibt es keine Antworten.
Um nicht auf brachen Erinnerungsfeldern stöbern zu müssen, fahre ich fort. "Den Vormittag darauf habe ich deutlich vor mir. Gabriella riss den Ebenholzschrank auf, holte unsere Kleider heraus, stopfte sie in den Lederkoffer und lief barfuß vom Obergeschoss ins Parterre hinunter. Bei jeder Stufe knallten die Metallstifte, die an der Unterseite des Koffers angebracht waren, auf den Marmor. Ich folgte ihr, las die herausgebrochenen Splitter auf und steckte sie in die Tasche meiner ärmellosen Kleiderschürze. Vor den Villen war es unheimlich. Die Luft stand. Als ob sie innegehalten hätte."
(S. 18-19)

"Gabriella möchte tanzen. Sie summt, und ich glaube den Gesang von Vögeln zu hören. Hellroter Lippenstift zerläuft. Ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
Es ist das Lächeln, das ich seit jeher vermisse.
Schreien möchte ich, hinfallen, sie an den Beinen schütteln. Warum tanzt du? Warum lachst du? Was habe ich dir getan, dass du meinetwegen nie getanzt, nie gelacht hast?
Kein Wort von alldem.
Die bittere Wahrheit ist, wir hatten nicht das Bedürfnis einander zu kennen. Vielleicht war da Angst. Vielleicht."
(S. 123)

"Vieles hält sich im Schatten auf. An Stellen, wo das Licht nicht mehr hinreicht. Ich schaue aus dem Seitenfenster, auf einen Himmel, der sich verändert. Eine rötliche Wolke sinkt herab, wird gefangen von den dünnen Zweigen eines toten Baumes. Vincent fährt und fährt, keine Ahnung wohin, ich befinde mich im Nirgendwo. Tombe Etrusche glaube ich auf einem Straßenschild entziffert zu haben, aber nicht einmal das kann ich mit Gewissheit sagen.
Wir bewegen uns auf holpriger Fahrbahn, an den Seiten Wildwuchs und Gestrüpp. Dahinter muss das Meer liegen, ich kann es riechen.
Vincent schert an den Wegrand aus. Ein abgeholzter Fleck. Überquellende Müllcontainer, vereinzelte Pinien und Sand. Nichts weiter. Der Ort kommt mir bekannt vor, dann wieder nicht.
Vincent holt mich aus dem Wagen.
Wohin bringst du mich?
Ein Firmament voller Sterne. Der Himmel in diesem Ewigkeitsblau.
Die Sterne antworten nicht. Weder eine Schnuppe noch ein beruhigender Gedanke fliegen herunter."
(S. 156-157)

© 2010 Edition Laurin, Innsbruck.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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